Der Stein des Anstoßes/ von Wolfgang Ries

 

Eigentlich war es Herbert Raab, der die Entdeckungsserie des Spätsommers ins Rollen gebracht hat. So endete eine Bemerkung im Diskussionsforum von Astronomie.de in einer Flut von 16 weiteren Designations für A44 „Altschwendt“.

 

Begonnen hat es am 8. August mit einer Aufnahme nach Justierarbeiten an meinem 12“ Newton. Objekt der Begierde war die Galaxiengruppe um NGC 90, die für sich alleine schon sehr reizvoll ist. Doch an diesem Abend zog auch der 16,8 mag helle Kleinplanet 2000 RU48 seine Bahn durch das Gesichtsfeld. Daher ist mir die Entscheidung für dieses Motiv sehr leicht gefallen.

 

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Nachdem das Bild im oben genannten Diskussionsforum gepostet wurde, erhielt ich von Herbert die Aufforderung, 2000 RU48 zu astrometrieren, da das laut MPC wünschenswert wäre.

Wegen einer Position einen MPC-Report zu erstellen? Das geht doch nicht! Daher beschloss ich in den nächsten Tagen noch weitere Asteroiden zu vermessen.

Am 15. August startete ich daher eine Beobachtungsreihe. Meine Strategie zur Asteroidenauswahl  ist denkbar einfach. Als Kriterium wähle ich unnummerierte Brocken, die an meinem Standort in ca. 2 bis 3 Stunden nach Aufnahmestart kulminieren. Dadurch entfällt das lästige Umschwenken der deutschen Montierung. Die Kleinplaneten sollen ca. 19 bis 20 mag hell und 2004 noch nicht beobachtet worden sein. Mit Hilfe von GUIDE und den aktuellen MPCOrb´s ist die Auswahl eine Sache von Minuten, die erst beim tatsächlichen Beobachtungsbeginn entschieden wird.

Als relativer Anfänger in Sachen Kleinplaneten hat diese Strategie folgende Vorteile: Ich kann die Aufnahmen nach neuen Brocken absuchen. Auf (fast) jeder Aufnahme ist zumindest der bekannte Kleinplanet zu finden. Das erhöht den „Spaßfaktor“ und es wird ein Beitrag zur Bahnverbesserung der Asteroiden geleistet.

 In dieser Nacht machte tatsächlich ein zusätzlicher Lichtpunkt blinkend auf sich aufmerksam. Da das Wetter Mitte August mitspielte, wurde am nächsten Tag der Neue wieder aufgenommen und dazu weiter bekannte Asteroiden in seiner Umgebung. Auch diesmal zeigte sich ein weiterer unbekannter Kleinplanet auf den Aufnahmen. Auch für ihn konnte ebenfalls in Folge die zweite Nacht erfolgreich absolviert werden. 2004 QV und 2004 QW wurden daher A44 zugesprochen.

Am 22. August startete ich eine weitere Beobachtungsserie in der Umgebung meiner ersten beiden Augustentdeckungen. 2004 FQ7, 2004 GQ7, 2004 HQ7 sowie 2004 QV7 waren die Ausbeute der folgenden Tage.

Der zunehmende Mond verhinderte weitere astrometrische Beobachtungen.

Nachdem Luna wieder auf dem Rückzug war, konnte ich in der zweiten Septemberwoche meine Entdeckungen weiterverfolgen. Die nun auch immer früher einsetzende Dunkelheit, ermöglichte die Beobachtung einer Beobachtungsserie vor Mitternacht und einer nach Mitternacht. Die vermehrte Beobachtungszeit schlug sich sofort in Entdeckungen nieder. Als Ergebnis konnte ich in dieser Woche die Designations 2004 RE8, 2004 RF8, 2004 RG8, 2004 RH8, 2004 RJ8, 2004 RM84, 2004 RN84, 2004 RO84, 2004 RE164 und 2004 RF164 verbuchen.

 

Als Anfänger bei Kleinplaneten (Code seit Nov. 03) tummelte ich mich in der nähe der Ekliptik herum. Dabei kommen natürlich keine großartigen wissenschaftlichen Erkenntnisse zu Tage. Doch lernte ich durch die Beobachtungen im Spätsommer sehr viel und bekam Routine beim astrometrischen Arbeiten. Die persönlichen Erfolgserlebnisse bestärken für die Zukunft, um den Kleinplaneten auch weiterhin die Treue zu halten. Mit wachsender Erfahrung werden auch anspruchsvollere Projekte wahrscheinlicher. Wann diese ins Auge gefasst werden, steht aber noch in den Sternen.

So manche Software wird auf den Markt geworfen und der Support lässt zu wünschen übrig. Bei ASTROMETRICA wird man vom Verfasser sogar zur Anwendung des Programms animiert („…ich hoffe also, Du astrometrierts die Bilder auch!“ H. Raab). Wenn das kein Service istJ? In diesem Sinne vielen Dank für den Schubs, Herbert.

Ein paar Worte noch zur Statistik. Von den 22 Designations blieb bis jetzt von 18 das Namensrecht bei A44. Vier wurden auf frühere Identitäten zurückgesetzt. Infos zu den Kleinplaneten gibt es über einen Link auf der bekannten Fachgruppenhomepage. Auch eine Follow up Seite wurde eingerichtet, um sich leichter über die aktuellen Ephemeriden zu informieren. Vielleicht passen die einen oder anderen Altschwendter in Eurer Beobachtungsprogramme. Es würde mich sehr freuen.

 

Wolfgang Ries,  Oktober 2004