Von Rosen und Gänseblümchen/ von Wolfgang Ries

Der kosmische Garten ist mit unterschiedlichen Arten von Kleinplaneten besiedelt. Die NEOs kann man mit den Rosen vergleichen. Sie stechen aus der Masse hervor und viele Kleinplanetenstationen widmen ihnen viel Zeit und Aufmerksamkeit. Die große Masse bilden aber die Gänseblümchen, sprich die Hauptgürtelasteroiden (MBA). Ihnen fällt es manchmal schwer, neben einer Rose Beachtung zu finden.

Seit Anfang 2006 beschäftige ich mich auch mit NEOs. Meistens wähle ich Objekte von der NEO confirmation page (NEOCP). Da kann man sicher sein, dass Beobachtungen erwünscht sind. Außerdem ist es sehr spannend, da keine Garantie besteht, dass sich der  NEO tatsächlich im Aufnahmefeld befindet.

Am 16. Oktober 2006 waren wieder einige Objekte auf die NEOCP gesetzt worden. Davon wählte ich vier aus, um sie zu beobachten: 

Die NEOs hatten relativ geringe Geschwindigkeiten bis knapp über 2“/min und  prognostizierte Helligkeiten zwischen 18,8 und 20,3mag . Daher wählte ich eine Einzelbelichtungszeit von 60 Sekunden im 2x2bin Modus, in der die NEOs  mit meinem Equipment noch punktförmig abgebildet werden. Bei den relativ guten Bedingungen erreiche ich auf den Einzelaufnahmen um die 20mag. Für die sichere Vermessung der NEOs wurden daher in Astrometrica mehrere Aufnahmen mit den Bewegungsparametern gestackst.  

Von den vier NEOs fand ich tatsächlich nur zwei in den Suchfeldern der Kamera (32x21 Bogenminuten). Diese Beobachtungen wurden in den MPECs zu den Objekten 2006 UE (1) und 2006 UF (2) veröffentlicht.  

Nachdem die Objekte der NEOCP sich diesmal recht nahe der Ekliptik befanden, beschloss ich,  die reichlich vorhandenen MBA´s  auf den Aufnahmen ebenfalls zu vermessen und auf Neu Brocken abzusuchen. Rolf Aspitz von 198 „Wildberg“ konnte so bereits Entdeckerehren erringen.

Ich stackste daher zwischen  6 und 8 Einminuten-Aufnahmen mit den Vektoren der bekannten MBA und blinkte die Aufnahmen. Mit den gestacksten Bildern erreichte ich eine auswertbare Grenzgröße um die 21mag. Neben den bekannten Objekten blinkten auf den NEO-Aufnahmen noch 10 neue MBA.

Besonders reich an Blinks war die Aufnahmeserie von 2006 UF, bei der mir am 16. Oktober gleich 6 unbekannte Brocken entgegenblinkten.

Gestackstes Bild um 2006 UF: am 16. 10.2006 waren von den 13 markierten Objekten nur 5 bekannt. 18“ Newton bei F/3,7 und ST-10XME, 19x60sek (2x2bin)

Auf anderen Aufnahmen der Nacht fand ich weitere drei Blinks. Also standen in der nächsten Nacht insgesamt 13 zu überprüfende Onenighter auf dem Programm.  

Die folgende Nacht war ebenfalls sternenklar, aber schon etwas diesiger. Es gelang aber trotzdem alle Brocken zu überprüfen und noch ein paar NEOs von der NEOCP abzuarbeiten.  

Nach der Auswertung der Aufnahmen schickte ich in den Morgenstunden des 18. Oktober einen MPC-Reprort mit 13 möglichen Entdeckungen ab. Am Abend erhielt ich das Mail mit den Designations vom MPC:

ALT0023 (K06T49G    ALT0028 (K06Sa3B    ALT0017  K06U00T    ALT0016  K06U00U   

ALT0022  K06U00V    ALT0021  K06U00W    ALT0020  K06U00X    ALT0018  K06U00Y   

ALT0019  K06U00Z    ALT0026  K06U01A    ALT0025  K06U01B    ALT0024  K06U01C   

ALT0027  K06U01D

11 Designations von 13 möglichen ist kein schlechter Schnitt. Zwei der Brocken wurden später auf frühere Designations zurückgesetzt.

Bei der Bearbeitung des Bildes für diesen Bericht fielen mir auf der Aufnahme noch zwei lichtschwache Blinks auf (rosa markiert). Diese konnte ich auf den Aufnahmen der folgenden Tage wieder finden. Die Daten wurden ans  MPC geschickt und ich erhielt dafür die Designations K06UT3A und K06UT3B.

Damit bleiben 11 Kleinplaneten aus jener Nacht, um deren Bahnverbesserung sich A44 bemüht. 

Manchmal lohnt es sich neben den Rosen auch auf die Gänseblümchen zu achten. Zumindest mir hat der selbst gepflückte Straus der kleinen Blumen viel Freude bereitet.  

CS
Wolfgang Ries

(1)   MPEC 2006-U04 : 2006 UE  http://cfa-www.harvard.edu/mpec/K06/K06U04.html

(2)   MPEC 2006-U05 : 2006 UF  http://cfa-www.harvard.edu/mpec/K06/K06U05.html